LESEPROBE
Gretchen – verführt von Faust
Faust: Du holdes Kind, vertrau mir ganz,
ich schwör’s bei dem Licht der goldenen Sterne, die zu uns leuchten aus weiter Ferne.
Ich schwör’ dir’s bei der Mutter Erde, daß ich dich ewig lieben werde.
Bewahr’ deinen Kindersinn, gib still dich meinem Kosen hin,
laß uns genießen der Liebe Wonne, bis uns aufschreckt die frühe Sonne.
O, laß mich küssen immerdar, den Mund, die Augen, das goldene Haar.
Laß mich umschlingen, du süßes Weib, den holden, schönen Leib.
Gretchen: Ja, küsse mich, im nächsten Augenblick geb ich dir jeden Kuß mit Zins zurück.
Faust: (Er legt seine Hand auf ihren Busen und befühlt ihn):
Ihr süßen Hügel, so zart und weich und so fest, jungfräulich hart,
wie ihr euch senkt, wie ihr euch hebt, wie es in euch so stürmisch bebt.
O Liebste, gestatte meiner Hand, zu lösen dieses leichte Band.
(Er öffnet ihren Gürtel.) O laß mich meinen Wunsch erfüllen
(knöpft sie auf, so daß man ihre Brüste sehen kann) und Dich enthüllen.
Gretchen: Geliebter, ach, muß das denn sein, ich bitte dich, halt ein, halt ein.
Faust: Jungfräuliche Brüste, so warm und weich, zum ersten Mal berühr ich euch,
die außer mir noch niemand erblickt. O, laß mich’s sagen, wie ihr mich entzückt.
So schneeig mit bläulichen Adern durchzogen, wie sie sich erheben und wie sie wogen,
von rosigen Knospen gekrönt, die wie reife Himbeeren sind anzuschauen.
Es freut sich das Auge, sie anzublicken. Laß mich meine Lippen drauf drücken,
mit trunkenen Küssen die höchste herrliche Wonne genießen.
O laß mich einmal saugen daran, wie ich es an der Mutterbrust getan.
(Er küßt ihre Brüste leidenschaftlich.)
Gretchen: (In höchster Erregung)
Ach Gott, welch Wohlgefühl, welch herrliches Glühn zuckt durch meinen Körper hin.
Und wieder fühl ich’s feucht im Schoß, ach dieser Reiz ist gar zu groß,
vor heißer Lust möcht ich fast schrein, Geliebter, ach, halt ein.
Faust: Wie zuckt und bebt der junge Leib, du kennst noch nicht den Zeitvertreib,
den süße Wollust uns verlieh. Gewiß empfandest du auch noch nie
des Fingerspieles Süßigkeiten, die Mädchen sich so gern bereiten.