LESEPROBE
  Ist dir nicht gut? (aus "Böse Überraschungen  – Kriminelles, Gefährliches und Unerträgliches")

 

 

 

Den Abend vor dem Flug nach Neapel verbrachte Florian im GrandWest Casino, wo er, seitdem er in Kapstadt wohnte, Stammgast war. Ein Nachbar am Roulette-Tisch machte ihn darauf aufmerksam, dass heute eine besondere Attraktion im Hause war, nämlich Esther Leraba, eine echte Abakhulu Gogo, wie sich nur über lange Jahre ausgebildete und geweihte einheimische Wahrsager nennen dürfen. Das interessierte Florian und er ließ sich bei ihr anmelden.

 

Esther empfing ihn in einem leicht abgedunkelten Raum in der zweiten Etage des Casinos. Sie bat Florian, auf einem weichen, würfelförmigen Hocker aus Leder Platz zu nehmen und setzte sich ihm gegenüber auf einen gleichen, mit Ornamenten verzierten Lederwürfel. »Hi, ich bin Esther, du darfst zu mir aber auch Stefanie sagen, wenn dir das angenehmer ist.«

 

Florian fuhr der Schrecken in die Glieder, er hatte das Gefühl, sein Bauch krampfte sich zusammen. Schweiß brach ihm aus allen Poren.

 

»Ist dir nicht gut?«, fragte die schwarze, sehr attraktive junge Frau im bunten Gewand mit wohlmeinender Stimme ihren Besucher. Sie reichte ihm einen goldenen Becher mit einer grünlichen Flüssigkeit. »Trink davon, Bruder, das wird dir guttun.« Florian wagte nicht zu widersprechen und setzte den Becher vorsichtig an die Lippen. Das Getränk erwies sich als äußerst wohlschmeckend. Schon nach zwei Schlucken war die ganze Unruhe, die ihn erfasst hatte, verschwunden und ihm wurde wundersam leicht.

 

Danach hantierte Esther mit kleinen Würfeln und Knöchelchen auf dem Teppich zwischen ihnen und prophezeite Florian aus deren Stellung zueinander eine lebendige und blühende Zukunft.

 

 

 

 

 

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