LESEPROBE
Junge Lust
Und jetzt war ich mit Heiba verabredet. Eigentlich war so etwas nicht gestattet. Schließlich gab es für die Treffen von Mädchen und Jungen die Tanznachmittage, das sollte genügen.
In unserem Heim waren wir nur für uns, wir zehn Jungen gleichen Alters. Mit den Älteren und auch den Jüngeren hatten wir keinen Kontakt. Nur Frau Seducta und noch zwei Erzieherinnen und einige Lehrer waren für uns da. Nach draußen durften wir zu bestimmten Zeiten in den schönen großen parkähnlichen Garten des Internats. Weiter nicht, nicht allein in die Stadt. Spazierengehen, Einkaufen oder so, das war zu dieser Zeit tabu für uns. Später, wenn wir erwachsen sein würden, nach der Lehre, als vollwertige Spermaten, dann würde das anders sein. Während der Dienstzeit und im Männerhaus, da darf man auch allein raus, oft muss man das auch, zur Erfüllung beruflicher oder auch staatlicher Aufgaben. Jetzt aber - vor der Jugendweihe, vor der Initiation - durften wir nur in der Gruppe in Begleitung raus.     
Aber ich wollte Heiba unbedingt wiedersehen, und nicht erst beim nächsten Tanznachmittag mit ihrer Klasse. Wann der ist, wussten wir sowieso nicht. Und Heiba wollte das auch, mich wiedersehen. Sie hatte das ja vorgeschlagen vor knapp einer Woche. Da habe ich sie wiedergetroffen, den Schwarm meiner Grundschulzeit. Auf dem Schulweg hatte ich sie oft gesehen, wenn sie mit ihren Freundinnen, ihrer Mutter oder manchmal auch allein unserer Jungengruppe begegnete, wenn wir zur Schule gebracht wurden. Während des Unterrichts habe ich sie in ihren Pausen manchmal heimlich auf dem Schulhof beobachten können. Wenn ich am Fenster saß und das Klassenzimmer, in dem wir gerade Unterricht hatten, auf der Hofseite lag. Da habe ich mir manchen Rüffel einstecken müssen. Aber die kleine Blonde mit den klaren blauen Augen hat mir immer gefallen.

 

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