LESEPROBE
  Sabotage in Foix (aus "Andorra, Mallorca und der Mittelpunkt der Welt  – Mythen und Legenden")

 

Es ist wohl kein Wunder, dass im waldreichen Gebirge der Pyrenäen und seinem Vorland Holz eines der am häufigsten gebrauchten Werkstoffe war. So wurden über Jahrhunderte hinweg auch die Schuhe, zumindest der armen Leute – und das waren die meisten – aus Holz hergestellt. Der Bedarf war immer hoch, denn Holz nutzt sich im Gebrauch schnell ab. So war der Beruf des Sabotiers, dessen Name sich aus dem französischen Wort sabot für Huf und eben auch Holzschuh herleitet, ein sehr häufiger. Die heutigen Clogs aus Plast oder Gummi werden im Übrigen in Frankreich auch gern sabot genannt.
Natürlich hängt die Bequemlichkeit derartig klobiger Schuhe wesentlich, außer von der Art des Holzes, von der Kunstfertigkeit des Herstellers ab. Während die Fertigung früher reine Handarbeit war, konnten im 19. Jahrhundert für manche Arbeitsgänge auch Maschinen eingesetzt werden. Die Holzschuhe wurden aus einem einzigen Stück Holz hergestellt und erhielten die Form eines heutigen Halbschuhs, der vorn den Fuß umschließt und hinten eine hochgezogene Sohle besitzt. Der Holzschuhmacher schnitzte zunächst grob die äußere Form, die dann verfeinert und geglättet wurde. Die wesentliche Arbeit des Aushöhlens des Inneren und Anpassens an den Fuß erforderte sehr spezielle Fachkenntnisse und Techniken. Dafür standen dem Sabotier eine Fülle verschiedener Werkzeuge zum Aufbohren, Auskratzen und Ausschaben zur Verfügung. Von dem Geschick beim Umgang mit diesen Werkzeugen hing natürlich der Tragekomfort ab.
Der Museumsmitarbeiter erläuterte uns diese Werkzeuge und führte teilweise auch ihren Gebrauch vor. Die eingesetzten Maschinen für die Bearbeitung des Äußeren und die erste grobe Aushöhlung wurden über Riemen mit Dampfkraft betrieben. Der Museums-Sabotier erzählte uns, dass diese Holzschuhe nicht nur bei der Arbeit benutzt wurden, sondern überall im Alltag, wobei sie bei schwerer Arbeit ntürlich besonders zweckmäßig waren, weil sie den Fuß sehr gut schützen. Aber auch für Festtage, zum Bauerntanz und Kirchgang wurden diese Schuhe gefertigt, fein poliert und mit schmückenden Schnitzereien versehen.
Der Holzschuhspezialist ließ unter uns Zuschauern auch Schuhe herumgehen, die einen ganz besonderen Zweck erfüllten. Mit viel Humor erzählte er uns, wie die Schmuggler, die es hier im Grenzgebirge natürlich immer gab, mit der Unterstützung der Sabotiers die Zöllner überlisteten. Sie verwendeten für ihre Schmuggelgänge über den Pyrenäenkamm gern Schuhe, deren Sohlen vorn umgekehrt angebrachte Absätze und hinten rückwärts gewandte Spitzen als Absätze hatten. Die Spuren solcher Schmuggler führten in die Gegenrichtung.

 

 

 

 

 

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